Nach Mekka und Medina ist Jerusalem die drittheiligste Stadt für den Islam, obwohl Jerusalem kein einziges Mal im Koran namentlich erwähnt wird. Jerusalem heißt auf arabisch »Al Quds« – die Heilige, weil von hier Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein soll. Die berühmte Koranstelle, die hierfür angeführt wird, ist die Sure 17,9: »Preis sei Allah, der seinen Diener bei Nacht von der Heiligen Moschee zur Entfernten Moschee brachte, deren Vorhöfe gesegnet seien.« Dieser Vers wird so interpretiert, dass Mohammed von Mekka aus auf wunderbare Weise nach Jerusalem befördert wurde, von wo er dann auf der geflügelten Stute Al-Burak in den Himmel geritten sei.
Der Felsendom, das höchste islamische Heiligtum in Jerusalem, ist ein prächtiges Bauwerk
mit goldener Kuppel. Er wurde im 7. Jahrhundert erbaut – genau an der Stelle, an der
früher der jüdische Tempel stand. Eroberer Omar drückte damit die Macht des Islam
gegenüber dem Judentum und Christentum aus. Auch die Al-Aqsa-Moschee (»Die Entfernte
Moschee«) wurde auf dem Tempelplatz gebaut, allerdings erst viele Jahre nach Mohammeds
Tod.
Die Bedeutung Jerusalems für die Moslems war in den letzten Jahrhunderten gering und
steigerte sich erst wieder im 20. Jahrhundert, um gegen die anwachsende Zahl der rückkehrenden
Juden das Anrecht des Islam auf die Stadt zu bekräftigen. Von 1949 bis 1967 gehörte
Ostjerusalem, also auch die Altstadt, zu Jordanien. Seit der Eroberung durch Israel
im Sechstagekrieg hält der Streit um die Besitzrechte in Jerusalem an. Der Tempelberg
steht heute sozusagen unter arabischer Autonomie, weil Israel nach seinem Sieg auf
die Einnahme des heiligen Platzes verzichtet hat.
Das vermeintlich einst im Koran als »ferne Stadt« erwähnte Jerusalem entwickelte sich
seit der Staatsgründung Israels von einer unbedeutenden Stadt zu einem weiteren Heiligtum
des Islam. Neben dem Felsendom ist die Al-Aqsa-Moschee das Glaubenszentrum der Muslime
in Jerusalem.
Der Islam hat sich seit seiner Gründung Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. zur zweitgrößten Religionsgemeinschaft entwickelt. Etwa 1,8 Milliarden Menschen bekennen sich zum Islam. Jährlich kommen etwa 20 Millionen aufgrund der hohen Geburtenzahlen hinzu. Die Hälfte aller Muslime sind unter 20 Jahre alt.
Im Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan, Afghanistan, Iran, Irak und in Indonesien beherrscht
der Islam die Politik, das gesellschaftliche und das kulturelle Leben, doch auch in
anderen Staaten gewinnt der Islam zunehmend an Einfluss.
Etwa 20 Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed entstand durch die Sammlung von
Mohammeds Aussagen der Koran. Die einzelnen Kapitel des Korans – die Suren – sind
nicht chronologisch geordnet, sondern ihrer Länge nach. Daneben entstand zur gleichen
Zeit aus mündlichen Überlieferungen über Mohammeds Entscheidungen und Verhaltensweisen
in konkreten Fragen und Situationen die Sunna. Es bildeten sich zwei Konfessionen
innerhalb des Islam (mit diversen Untergruppen) – die Sunniten und die Schiiten, die
sich bis heute in einigen Ländern blutig bekämpfen.
Der Islam versteht sich (zumindest in seiner strengen Form) als Vollendung der jüdischen und christlichen Religion. Er ist monotheistisch und kennt nur die unbedingte Ergebung in den Willen Allahs. Als Sünde im Islam verstehen Moslems die Verfehlung des Gesetzes. Die Wiedergutmachung geschieht in Reue, Buße, Beten, Fasten und guten Taten.
Die fünf Pfeiler der islamischen Frömmigkeit sind: das islamische Glaubensbekenntnis
(»Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet!«), das rituelle Gebet,
das Fasten, das Almosen geben und die Pilgerfahrt nach Mekka, die ein Moslem mindestens
einmal im Leben unternehmen sollte.
Der Islam betrifft sowohl das private als auch das öffentliche Leben. Eine Trennung
von Staat und Religion ist nicht vorgesehen und wird außer in der Türkei (und dort
immer weniger) auch in kaum einem muslimisch geprägten Land praktiziert.
Nach muslimischer Sichtweise ist der Islam die älteste und wahre Religion: Abraham (Ibrahim), Mose und Jesus waren demnach Gesandte Allahs und gute Moslems. Juden und Christen, im Koran als »Volk der Schrift« bezeichnet, hätten angeblich in ihren heiligen Büchern die wirklichen Geschehnisse verfälscht und nur der Koran enthalte die reine, endgültige Wahrheit. Mohammed sei der letzte Gesandte und Prophet Allahs und somit der vollkommene Maßstab.
Ihren Ursprung nahm die Lehre des Islam mit ihrem Stifter Mohammed, der um 570 n.Chr.
geboren wurde. Sein Vater hieß Abdallah und starb noch vor seiner Geburt. Seine Mutter
Amina verlor Mohammed als Kleinkind, so dass er schon in jungen Jahren Vollwaise wurde
und sich seinen Unterhalt als Hirte verdiente. Aufgezogen wurde er von seinem Großvater
Abd al-Mutallib und später von seinem Onkel Abu Talib.
Später wurde Mohammed Kaufmannsgehilfe und heiratete die 15 Jahre ältere Chadidscha,
von der er als vertrauenswürdiger und geschäftstüchtiger Karawanenführer entdeckt
wurde. Ihre drei gemeinsamen Söhne starben, was ihm trotz materiellen Reichtums große
seelische Qualen bereitete.
In dieser Zeit wurde der in der Gegend um Mohammeds Heimatstadt Mekka verbreitete
Animismus mit seinem Götzenkult durch neue geistige Einflüsse infrage gestellt: Jüdische
Flüchtlinge und christliche Sklaven brachten fremde Ideen ins Land. Als Händler konnte
Mohammed auch seine Kontakte zu jüdischen und christlichen Händlern ausbauen, von
deren biblischen Geschichten er sich offenbar angesprochen fühlte. 610 n. Chr. widerfuhr
dem sehr nachdenklich gewordenen »Hanifen« (Religiöser Sucher) ein überwältigendes
Erlebnis, das als »Berufungserlebnis des Allah« bekannt wurde. Nach diesem Ereignis
entstand der Koran durch »Offenbarungen«, die Mohammed von Allah bekam. Die Lehre
des Islam war entstanden: Allah, der Schöpfer und Richter, der das Schicksal der Menschen
bestimmt und das nahende Weltgericht.
Zwei Drittel des Korans bestehen aus teilweise sehr abgewandelten Geschichten aus
dem Alten Testament und aus den Evangelien. Muslime betrachten in der Regel die Bibel
als »verfälscht«, obwohl sie älter ist als der Koran und nach historischen Kriterien
wesentlich besser überliefert.
Am 1. Juni 622 wanderte Mohammed nach Medina aus, nachdem er wegen seiner Verkündigung
Mekka verlassen musste. Diese Auswanderung (»Hedschra«) ist der Beginn der islamischen
Zeitrechnung. 630 kehrte Mohammed nach Mekka zurück. Er reinigte die Stadt und das
alte arabische Heiligtum Kaaba vom Götzendienst. Seine neue Lehre siegte in Arabien.
Mohammed starb im Jahre 632 in Medina, vermutlich wurde er vergiftet.
Nach islamischer Überzeugung hat Mohammed den Koran nicht selbst verfasst, sondern alle Suren wurden ihm von Allah durch den Engel Gabriel Wort für Wort diktiert und unvergesslich eingeprägt. Mohammed gilt als willenloses Werkzeug in Allahs Hand. Deshalb stellt der Koran für viele Moslems den Weg dar, über den Allah den Menschen näherkommt. Dieses Buch wird hoch geachtet, geküsst, nie auf den Boden gelegt, möglichst nur außen angefasst und oft mit Goldrahmen und Arabesken geschmückt.
Die Araber besaßen vor der Entstehung des Islam im Gegensatz zu den Juden und den
Christen kein schriftliches Dokument als Grundlage für ihren einst animistischen Glauben.
Die aus dem Heiligen Land vertriebenen Juden und auch einige Sklaven, die Christen
waren, besaßen jeweils ein heiliges Buch, aus dem sie Leitung, Gesetz, Offenbarung,
Kraft, Weisheit, Verheißung und Erkenntnis herauslesen konnten. Das Alte und das Neue
Testament waren damals noch nicht ins Arabische übersetzt. Sie lagen nur in Hebräisch
bzw. Griechisch vor. Möglicherweise existierten einige Teile davon auch in syrischer
Sprache. Diese heiligen Bücher galten als Zeichen einer höheren Kultur und als Quelle
gesicherter Erkenntnisse.
Der Animismus auf der arabischen Halbinsel konnte das nicht aufweisen. Juden und Christen
konnten sagen: »Es steht geschrieben!«. Die Araber dagegen besaßen keinen schriftlichen
Beweis für ihre Glaubensauffassungen. Mohammed sehnte sich nach einem heiligen Buch
in arabischer Sprache, nach einer gültigen Offenbarung für Glauben und Leben, einem
geschriebenen Gesetz, einer göttlich geoffenbarten Erkenntnis und einer geschlossenen
Weltanschauung.
Mohammed war Analphabet (Sure 7,156). Als Kaufmann konnte er wohl Zahlen und Buchstaben
entziffern, aber kaum richtig lesen oder schreiben. Somit hatte er keinen direkten
Zugang zu irgendeiner Offenbarungsquelle, zumal, wenn diese nicht in seiner eigenen
Sprache vorlag. Er war also ganz auf mündliche Informationen angewiesen. Man erkennt
im Koran, dass biblische Berichte verändert wiedergegeben werden. Mohammed konnte
nur weitergeben, was er von den Juden und Christen seiner Umgebung gehört hatte. In
Mekka gab es damals christliche Splittergruppen, die wesentliche Abweichungen zu den
Texten des Neuen Testaments verfochten.
Dennoch war er ein begabter Dichter und ein Meister der arabischen Dichtkunst. Seine
Suren sind mitreißend geschrieben. Der Koran gilt bis heute als die schönste und beste
arabische Sprachschöpfung und blieb Maßstab und Quelle für alle späteren Veröffentlichungen
in dieser Sprache. Das heilige Buch der Muslime bietet seinen Inhalt nicht in nüchterner
Prosa dar, sondern in einer teilweise einprägsamen Gedichtform.
Wichtige biblische Aussagen finden sich im Koran nicht wieder: Jesus sei nicht der
Sohn Gottes, sondern nur ein Prophet. Mohammed erklärte, die Juden hätten Texte im
Alten Testament verdreht, gefälscht und unterschlagen, und die Christen hätten die
Kreuzigung Jesu sowie seine Auferstehung von den Toten erfunden. Die Bezeichnung »Gottessohn«
und die Anrede Gottes als Vater seien später in die Evangelien eingefügt worden. Seine
eigenen Offenbarungen stellte er als göttlichen Maßstab dar. Wo die jüdische oder
christliche Heilige Schrift nicht mit ihm übereinstimmten, mussten sie als gefälscht
gelten – dies ist bis heute so. Dass die Bibel schon Jahrhunderte vor Mohammed in
mehrere Sprachen übersetzt worden war und die Thora bereits damals seit über 2000
Jahren existierte, beeindruckte Mohammed und seine Anhänger nicht.
Jede Sure des Koran beginnt mit dem Ausruf: »Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen«.
Auf den ersten Blick ist Allah also ein barmherziger Gott. Doch im Gegensatz zu dem
im Alten und Neuen Testament bezeugten Gott der Juden und Christen kennt Allah keine
väterliche Liebe, die er gegenüber denen äußert, die sich ihm zuwenden. Die Gnade
Allahs ist eher willkürlich, Muslime sehen sich als Abhängige, die dieser Willkür
und der göttlichen Vorherbestimmung völlig ausgeliefert sind. Selbst die treue und
strikte Einhaltung aller islamischen Pflichten garantiert keine sichere Aufnahme ins
Paradies, wenn Allah es anders will. Islam bedeutet »Unterwerfung«, die Unterwerfung
der »Gläubigen« unter den Willen Allahs. Die Allmacht Allahs äußert sich nicht in
Liebe, sondern in Macht, über das Leben der Menschen recht willkürlich zu herrschen.
Der Glaube an die Vorherbestimmung des menschlichen Schicksals mündet in einen gewissen
Fatalismus der Islam-Anhänger. Ein wichtiges Bedürfnis eines Moslems ist es, das Gesicht
und die eigene Ehre zu wahren, und für diesen Zweck sind viele Mittel recht. Dies
begründet auch große Unterschiede in den Denkweisen und kulturellen Prägungen zwischen
der islamischen Welt und dem »christlichen« Westen.
Nordafrika, der Nahe und der Mittlere Osten sind heute überwiegend vom Islam geprägt. Gleichzeitig sind diese Gegenden voller Konflikte: Muslime gegen Muslime, Muslime gegen Juden, Muslime gegen Christen, Muslime gegen den Rest der Welt – gegen die »Ungläubigen«. Der Anteil von Kriegen und Krisen ist in islamischen und arabischen Ländern überdurchschnittlich hoch. Auch in nicht-muslimischen Ländern in Asien und Europa gibt es viele gewaltbereite Vertreter der Religion Mohammeds, die als »Fundamentalisten«, »Extremisten« oder »Islamisten« bezeichnet werden. Politiker und Medien des Westens machen jedoch vehement darauf aufmerksam, dass der Islam eine friedliche Religion sei und man Muslime nicht pauschal als gewaltbereit ansehen dürfe. Heißt Islam nun »Friede« oder muss der Westen sich fürchten vor dem »Schwert des Islam«?
Aus dem Koran sei beides ablesbar, Gewaltbereitschaft und Friedfertigkeit, schrieb
das Nachrichtenmagazin Focus nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001:
»Und tötet, wo immer ihr auf sie stoßt.« (Sure 2,190)
»Und hätte es dein Herr gewollt, so wären alle gläubig geworden. Willst du also die
Menschen dazu zwingen, dass sie glauben?« (Sure 10,99)
Meinen Politiker wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush zurecht, Islam bedeute
Friede? Man sollte die Bedrohung durch den Islam nicht auf die leichte Schulter nehmen,
auch wenn westliche Muslime liberale Aussagen treffen und sich zur Demokratie bekennen.
Was würde in westlichen Staaten geschehen, wenn der Islam die Überhand gewinnen würde?
Sicher gibt es friedliche Muslime, aber ist tatsächlich nur eine verschwindend kleine
Minderheit gewaltbereit? Umfragen belegen zumindest, dass diese Minderheit etwas größer
sein dürfte.
Natürlich dürfen nicht alle Muslime pauschal verurteilt werden, aber Islam bedeutet
»Unterwerfung« – nicht »Friede«. Aus christlicher Sicht sollte man trotz begründeter
Skepsis gegenüber dem Islam als Ganzes den muslimischen Mitmenschen mit Respekt und
Verständnis begegnen – und ihnen doch den christlichen Glauben bezeugen. Vor allem
westlich geprägte Muslime lehnen Gewalt oft ab und leben einen liberalen Islam. Viele
sind selbst erschüttert von den gewaltbereiten Vertretern ihrer Religion. Doch Wachsamkeit
kann nicht schaden – auch Mohammed Atta, einer der Selbstmordterroristen von New York
im Jahr 2001, lebte acht Jahre lang als »friedlicher Muslim« in Deutschland.