Die Evolutionstheorie soll nicht nur die Entstehung des Kosmos, der Tiere und des Menschen erklären, sondern auch die Religionsgeschichte Israels: Sie habe sich von primitiver Vielgötterei zum von den Priestern beherrschten Monotheismus (Lehre vom einen Gott) hochentwickelt. Vor diesem Hintergrund war es unmöglich, dass z. B. Abraham bereits 2000 v. Chr. an einen Gott glaubte. So sprach man den biblischen Berichten jegliche Historizität ab. Entweder Abraham lebte später als es die Bibel bezeugt, oder es hat ihn nie gegeben.
Dieses Misstrauen der Bibel gegenüber führte dazu, dass heidnische Literatur bevorzugt als wahr angesehen wurde. Widersprüche zur Bibel galten als Beweis für deren Unwahrheit (oft ohne den Wahrheitsgehalt der anderen Literatur überprüfen zu können). Nur wenn ein außerbiblischer Beweis für eine biblische Aussage gefunden wurde, akzeptierte man diese!
Im 20. Jahrhundert begann die »Formkritik«. Ihr Ziel war es, festzustellen, was historisch ist und was mystizierend ergänzt wurde. Auf diesem Gebiet arbeitete insbesondere Rudolf Bultmann. Sein Ziel war es, die Evangelien zu »entmythologisieren«, also die mythologischen Elemente des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu entfernen, damit der wahre, historische Kern der Evangelien zu Tage tritt. Alles, was der Prüfung durch die moderne Wissenschaft nicht standhalten konnte, wurde entfernt.
Bultmann kam zu dem Schluss, dass fast die gesamten Evangelien unhistorisch seien. Lediglich, dass Jesus lebte und am Kreuz starb, sei authentisch. Alles andere – seine Wunder, die prophetischen Aussagen, Gesetze, Vorschriften und die Gleichnisse – sei das Ergebnis der Theologie phantasiereicher Gemeinden des 1. Jahrhunderts.
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