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Finanzen und Infrastruktur

Einblicke in das Finanzsystem

Inflation: Die israelische Wirtschaft hatte seit jeher mit steigenden Preisen zu kämpfen. Dank eines Koppelungsmechanismus, der alle finanziellen Verbindlichkeiten wie Gehälter, Renten, Sparkonten, Lebensversicherungspolicen und Steuerklassen an einen festeren Wert (ausländische Währung oder Verbraucherpreisindex) koppelte, waren die Bürger vor den Konsequenzen einer Inflation weitgehend geschützt. So konnten die Israelis stets ihren Lebensstandard erhöhen.

Nach Inflationsraten von 191 Prozent im Jahr 1983 und 445 Prozent 1984 drohte die Inflation 1985 in den vierstelligen Bereich zu schießen. Im Sommer 1985 begann die Regierung mit einem radikalen Stabilisierungsprogramm, das die Inflationsrate nach 1985 auf 185 Prozent drückte. Bis 1995 konnte sie auf 8 Prozent gesenkt werden. Seit der Jahrtausendwende bewegt sie sich meist zwischen 0 und 2 Prozent pro Jahr.

Die öffentliche Hand: Die Hauptursache der hohen Inflationsrate ist der hohe öffentliche Verbrauch, in erster Linie durch das Defizit des Staatshaushaltes. Die der Regierung zur Verfügung stehenden Mittel zur Finanzierung des Staatshaushaltes reichen nicht aus, um die Ausgaben zu decken. Die Regierung hat sich wiederholt zu inflationärer Kapitalbeschaffung gezwungen gesehen.

Der Weg zur wirtschaftlichen Erholung durch Inflationssenkung, Reduzierung des Zahlungsbilanzdefizits und Erhalt eines starken Wirtschaftswachstums erfordert eine Senkung der öffentlichen Ausgaben. Die hohen öffentlichen Ausgaben beruhen nicht nur auf der enormen Last an Verteidigungsausgaben und der Rückzahlung von Inlands- und Auslandsschulden, sondern auch auf der immer noch sehr großen aktiven Beteiligung der Regierung an Wirtschaftsprojekten. Als Ziel hat sich die israelische Wirtschaftspolitik eine spürbare Reduzierung dieser Beteiligung gesetzt. Deshalb werden in Zukunft Subventionen abgebaut, Investitionen und Export gefördert und staatliche Unternehmen privatisiert.

Steuersystem: Die massiven öffentlichen Ausgaben erfordern eine hohe Besteuerung. In manchen Jahren hatte die israelische Bevölkerung die in Relation zum Einkommen höchste Steuerlast der Welt zu tragen. Im ersten Jahrzehnt des jungen Staates entsprachen die Steuereinnahmen einem Achtel des Bruttosozialproduktes. Bis in die 1990er Jahre erreichten sie durchschnittlich 40 Prozent, wobei zu keinem Zeitpunkt die Steuern mehr als zwei Drittel des Staatshaushaltes abdeckten.

Bis Ende der 1970er Jahre machten die indirekten Steuern wie Zollgebühren, Verbrauchssteuern, Erwerbssteuern, Mehrwertsteuer (17 Prozent) usw. den Hauptteil des Steuereinkommens aus. Die direkten Steuern stellen heute etwa 50 Prozent des gesamten Steuereinkommens des Staates. Alle Steuern und Gebühren betrugen 1995 etwa 35,7 Mrd. Dollar.

Privater Verbrauch und Spareinlagen: Obwohl der private Verbrauch seit 1950 fast ununterbrochen gestiegen ist, mit einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 3,2 Prozent seit 1970, hatten die Bürger zu allen Zeiten hohe Spareinlagen. Bis in die späten 1950er Jahre fiel der durchschnittliche Anteil der privaten Spareinlagen an den verfügbaren privaten Einkommen nie unter 29 Prozent.

Investitionen: Auch die hohe Sparrate reichte nicht aus, um die von der rasch wachsenden Wirtschaft getätigten riesigen Investitionen zu tragen. Ein großer Teil wurde daher durch öffentliche und private Kapitaltransfers aus dem Ausland sowie direkt durch die öffentliche Hand finanziert. Das Gesamtvolumen betrug 1995 etwa 21,6 Mrd. Dollar.

Viele in- und ausländische private Investitionen erfolgten auch auf Initiative der israelischen Regierung hin. Mit dem Gesetz zur Förderung von Kapitalinvestitionen konnte die Regierung Investoren durch staatlich subventionierte, zinsgünstige, langfristige Darlehen, direkte Beihilfen sowie durch Steuerbegünstigungen gewinnen.

Diese Hilfen waren möglicherweise dafür verantwortlich, dass in den Neunzigern das Grundkapital schneller wuchs als das Bruttosozialprodukt. Für einige Bereiche bedeutete diese zusätzliche Produktionskapazität eine entscheidende Starthilfe in den 1990er Jahren.

Löhne und Arbeitsbedingungen: Löhne und Gehälter werden in Israel durch Verhandlungen zwischen der Regierung als dem größten Arbeitgeber des Landes, der Histadrut als Allgemeiner Gewerkschaftsbund und der Organisation privater Arbeitgeber festgelegt. Die dabei erzielten Vereinbarungen bilden einen Rahmen von Lohn- und Gehaltstarifen für die verschiedenen Wirtschaftssektoren, von denen nur gelegentlich im Detail abgewichen wird. Ebenfalls eingeschlossen ist eine automatische Lebenshaltungskostenzulage als Inflationsausgleich.

1998 betrug der durchschnittliche Monatslohn etwa 8000 Schekel (ca. 1900 Euro). Dabei wird in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gastronomiegewerbe am wenigsten und in der Finanz-/Versicherungs-Branche und in der Energie-/Wasser-Versorgung am meisten verdient. Die Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Wirtschaftssektoren werden in Tarifgesprächen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbart. Mindestanforderungen sind jedoch gesetzlich geregelt: Wochenarbeitszeit von max. 47 Stunden, Mindestlöhne, Ausgleich für Überstunden, Entlassungsabfindung, bezahlter Jahresurlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei vollzeitlichen Beschäftigten liegt im Jahre 1998 bei etwa 38 Stunden.

Israels Währungseinheit ist der Schekel, unterteilt in 100 Agorot, eine bereits 2000 v.Chr. bekannte Gewichtseinheit für Zahlungsmittel in Gold und Silber. Die Bibel berichtet, dass Abrahams Diener am Brunnen auf Rebekka, Schwiegertochter in spe, zuging mit einem »goldenen Ring, ein halber Schekel sein Gewicht, und zwei Spangen für ihre Handgelenke, zehn Schekel Gold ihr Gewicht« (1. Mose 24,22; Elberfelder).

Kreditkarten und Travellerschecks werden ebenfalls als Zahlungsmittel akzeptiert. Euroschecks können in Banken umgetauscht werden und mit EC-Karte kann an vielen Bankautomaten Geld ausbezahlt werden.

Jede Währung darf unbegrenzt eingeführt werden. Es können Schekel im Wert von 500 US-Dollar in ausländischer Währung zurückgetauscht werden. Größere Summen können gegen Vorlage von Bankquittungen über den ursprünglichen Umtausch fremder Währung zurückgetauscht werden. Es ist günstiger, Geld erst in Israel in einer Bank zu tauschen.

Infrastruktur

Kommunikation: Israel ist an die großen kommerziellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Datennetze der Welt angeschlossen und durch Überseekabel und Satelliten voll in das internationale Nachrichtensystem integriert. Landesweite Telefon-, Fernschreib-, Fax- und Emailnetze sorgen für schnelle Kommunikation innerhalb Israels und dem Rest der Welt.

Der Postdienst bedient das ganze Land und verbindet Israel mit den meisten ausländischen Staaten. Der Philatelistische Dienst hat bisher über 1200 Briefmarken herausgegeben.

Energie: Die Stromversorgung wird hauptsächlich über drei Kohlekraftwerke entlang der Mittelmeerküste abgedeckt. Sie werden direkt von einer Anlegestelle für Kohlefrachter versorgt. Es wird derzeit auf dem Gebiet alternativer Energiequellen geforscht und investiert.

Straßen: In einem Land kurzer Entfernungen wie Israel wird der größte Teil des Verkehrs durch Autos, Busse und Lastwagen abgewickelt. In den letzten Jahren wurde das Straßennetz beträchtlich ausgebaut und verbessert, um der sprunghaft ansteigenden Zahl der Fahrzeuge gerecht zu werden und um die abgelegensten Winkel des Landes zugänglich zu machen.

Mit dem Bau einer mehrspurigen Fernstraße, die von Beer Sheva im Süden über eine Strecke von 300 Kilometern in Richtung Norden nach Rosch Hanikra und Rosch Pina führt, wird es möglich, Ballungsgebiete zu umfahren. Die mautpflichtige Straße soll Verkehrsstaus weitgehend vermeiden und fast alle Gebiete des Landes schnell zugänglich machen.

Flughäfen: Der größte Flughafen des Landes ist der Internationale Flughafen Ben Gurion in Lod, etwa 25 Autominuten von Tel Aviv und 50 Minuten von Jerusalem entfernt. Wegen des schnellen Ansteigens der Zahl der Flugpassagiere wurde der Flughafen in jüngster Zeit beträchtlich erweitert. Für Charterflüge, hauptsächlich aus Europa, und Inlandsflüge stehen auch der Flughafen Eilat im Süden und zwei kleinere Flugplätze bei Tel Aviv und Jerusalem sowie Rosh Pina im Norden zur Verfügung.

Eisenbahnen: Die israelische Eisenbahngesellschaft unterhält Personenverbindungen zwischen Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Naharija. Güterzüge bedienen auch weiter südlich den Hafen von Aschdod, die Städte Aschkelon und Beer Sheva sowie das Mineralabbaugebiet südlich von Dimona. In den letzten Jahren nahm sowohl der Fracht- als auch der Personenverkehr zu. Die Zahl der Menschen, die eine Zugverbindung nutzten, stieg von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf das Zehnfache im Jahr 2005 (26,8 Millionen). Um die unter einer immer höheren Verkehrsdichte leidenden Straßen in den Räumen Tel Aviv und Haifa zu entlasten, wurde neben der Modernisierung bereits bestehender Schienenstränge auch eine Eisenbahnschnellverbindung eingerichtet, die im Verbund mit Buszubringerlinien betrieben wird. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten verlaufen die Eisenbahnstrecken fast nur in der Küstenebene und im nördlichen Negev. Die einzige Strecke, die durch das Gebirge führt, verläuft von Jerusalem nach Tel Aviv – sie überwindet auf einer Streckenlänge von 50 Kilometer einen Höhenunterschied von 700 Metern und ist nach umfangreicher Sanierung seit 2005 wieder vollständig in Betrieb.

Häfen: An die Stelle der antiken Häfen Jaffo, Cäsarea und Akko sind heute die drei modernen, für die internationale Schiffahrt geeigneten Tiefseehäfen Haifa, Eilat und Aschdod getreten. Haifa ist einer der größten Containerhäfen des Mittelmeerraumes und wird von zahlreichen Passagierschiffen angelaufen. Aschdod dient überwiegend dem Frachtverkehr, Eilat am Roten Meer verbindet Israel mit der südlichen Hemisphäre und dem Fernen Osten. Nicht zu vergessen sind der Tankerhafen Aschkelon sowie Chadera mit seinen modernen Entladevorrichtungen für Frachter, die Kohle für das nahegelegene Kraftwerk liefern.

Da Israel wegen seiner geographischen Lage zu einem Transitland werden kann, erstellte die Hafen- und Eisenbahnbehörde einen langfristigen Gesamtplan, um künftigen Verkehrsbedürfnissen gerecht zu werden. Unter anderem wird der Aufbau eines modernen Schienennetzes empfohlen, sowie der Einsatz von Anlagen, die ausschließlich dem neuesten Stand der Technik entsprechen, sowohl zu Land als auch zur See, sowie ein vernetztes Computersystem zur Steuerung und Überwachung aller Verkehrsdienste.


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