Im Gemeinschaftsleben und im religiösen Leben des jüdischen Volkes wird der Tanz seit biblischen Zeiten als Ausdruck der Freude betrachtet. Er ist bis heute fester Bestandteil von Festen sowie von religiösen und nationalen Feiern. Der zeitgenössische Tanz in Israel hat sich in zwei Richtungen entwickelt: Einerseits ist der Volkstanz, aus der Zeit der ersten Siedler, die ihr altes Heimatland wieder aufbauten, weiterentwickelt worden. Andererseits hat sich der Kunsttanz im kulturellen Leben Israels fest etabliert. Es gibt Tanzdarbietungen, die von professionellen Choreografen inszeniert und von ausgebildeten Tänzern aufgeführt werden.
Der Tanz als Kunstform wurde in den 1920er Jahren durch neu eingewanderte Tanzlehrer und Tänzer aus den kulturellen Zentren Europas in Israel eingeführt. Nach der Staatsgründung wurde der Kunsttanz durch eine Reihe von Ensembles, von denen jedes auf einer anderen Grundorientierung und einem anderen Stil basierte, zu einer Kunstform von hohem professionellen Niveau weiterentwickelt. Heute gibt es sechs große professionelle Tanzensembles, die meisten davon mit Tel Aviv als Heimatbühne. Sie bieten überall in Israel und auch im Ausland ein vielseitiges Tanzrepertoire dar.
Das Inbal-Tanztheater, Israels älteste professionelle Tanzgruppe wurde von seiner künstlerischen Leiterin und ersten Choreographin Sara Levi-Tanai gegründet und wird heute von der ehemaligen Startänzerin Margalit Oved geleitet. Das Repertoire dieser Tanzgruppe, welches oft biblische Themen aufgreift, basiert weitgehend auf dem vorgegebenen Material an tänzerischen und pantomimischen Bewegungen der Tanz-, Musik- und Gedichttraditionen jemenitischer und anderer orientalischer jüdischer Gemeinden. Im Laufe der Jahre ist das Inbal-Tanztheater in zahlreichen Ländern aufgetreten.
Die Batsheva-Tanzgruppe, 1964 von Baronin Batsheva de Rothschild und Martha Graham gegründet, erntet in der ganzen Welt Lob und gute Kritiken. Die Tanzgruppe verfügt über ein einzigartiges Repertoire, das auch moderne, gewagte Tänze, die die Handschrift des Choreographen und künstlerischen Leiters Ohad Naharin tragen, nicht scheut. Künstlerische Zusammenarbeit wird gefördert, um die Grenzen des Tanzes zu erweitern. Das Batsheva-Ensemble, die Tanzschule für Batshevas Tanzschüler oder Nachwuchstalente, macht sich zur Zeit durch zahlreiche professionelle Auftritte einen Namen als eigenständiges Tanzensemble.
Die Bat-Dor-Tanzgruppe wurde ebenfalls von Baronin Batsheva de Rothschild sowie ihrer künstlerischen Leiterin Jeanette Ordman gegründet. Die Tanzgruppe besteht aus 20 Tänzerinnen und Tänzern und zeichnet sich durch die Arbeit ihrer Choreographen aus, die zu den weltbesten und weltbekanntesten gehören. Einige Tanzschulen in Tel Aviv und Beer Sheva sind der Bat-Dor-Tanzgruppe angeschlossen.
Das Kibbuz-Ensemble für zeitgenössischen Tanz wurde im Kibbuz Ga'aton in Nordgaliläa gegründet und besteht aus Tänzern verschiedener Kibbuzim. Unter der Leitung ihrer Gründerin, Yehudit Arnon, bietet diese weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Tanzgruppe ein Repertoire an Werken internationaler und einheimischer Choreographen.
Kol-Dmama (Klang und Stille) ist eine einzigartige Tanzgruppe, die aus gehörlosen und hörenden Tänzern besteht. Sie wurde 1978 von Moshe Efrati gegründet, der ein System zur Übertragung von Vibrationen von einem Tänzer zum anderen nutzte und einsetzte. Mit einem originellen, von Efrati erarbeiteten Repertoire hat sich die Tanzgruppe in die Herzen eines internationalen Publikums getanzt und darüber hinaus einen bedeutenden Beitrag zur Rehabilitation der Gehörlosen geleistet.
Das Israel-Ballett ging aus einem Studio für klassischen Tanz hervor, das seine künstlerischen Leiter Berta Yampolsky und Hillel Markman ins Leben riefen. Als einzige professionelle klassische Ballettruppe im ganzen Land führt das Israel-Ballett klassische, neoklassizistische und zeitgenössische Werke von Yampolsky sowie Ballette von Balanchine und anderen internationalen Choreographen auf.
Der israelische Volkstanz ging aus einer Verschmelzung von jüdischen und nichtjüdischen Volkstanzformen aus vielen Teilen der Erde hervor. Während der Volkstanz in anderen Ländern gepflegt wird, um alte ländliche Traditionen zu erhalten, ist er in Israel eine Kunstform, die in den 1940er Jahren aufkam, auf historischen und modernen Quellen sowie biblischen Assoziationen und zeitgenössischen Tanzstilen basiert und sich ständig weiterentwickelt.
Die israelischen Volkstänze, die meist zu beliebten israelischen Liedern getanzt werden, zeichnen sich durch eine große Vielfalt von Formen und Schritten und eine übersprudelnde Bewegungsfreude aus. Sie sind Ausdruck der Vitalität und Lebensfreude eines jungen Landes mit einer alten Tradition.
Der Volkstanz stellt sich als geselliger Tanz für jedermann oder als kunstvolle Tanzdarbietung auf der Bühne dar. Seine große Beliebtheit in der israelischen Bevölkerung hat nicht nur den Beruf des Vortänzers geschaffen. Das Tanzen hat als Freizeitbeschäftigung und Entspannungsmöglichkeit für Tausende von Menschen eine ganz neue Qualität und Anziehungskraft gewonnen.
Neben dem israelischen Volkstanz gibt es die traditionellen Tänze der verschiedenen ethnischen Gruppen, die eine Inspirationsquelle des Volkstanzes bilden und sowohl die »Sammlung der Zerstreuten« als auch die pluralistische Natur der israelischen Gesellschaft widerspiegeln. Sie werden von einer Reihe von Tanzgruppen gepflegt, die sich auf jemenitische, kurdische, nordafrikanische, indische, georgische, bucharische und äthiopische Tänze spezialisiert haben, sowie von Tanzensembles, die arabische, drusische und tscherkessische Tänze aufführen.
Seit 1988 findet jedes Jahr in Karmiel, einer Stadt im zentralen Galiläa, ein dreitägiges internationales Volkstanz-Festival statt, an dem Tanzgruppen aus Israel und der ganzen Welt teilnehmen.
Der israelische Volkstanz ging aus einer Verschmelzung von jüdischen und nichtjüdischen Volkstanzformen aus vielen Teilen der Erde hervor.
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