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Der Jordangraben

Der Jordangraben teilt sich in fünf Abschnitte auf. Er ist ein Teil des syrisch-afrikanischen Grabenbruchs. Durch den Druck der asiatischen und afrikanischen Erdplatten gegeneinander schiebt sich an dieser Stelle eine Platte unter die andere. Der Graben lässt sich von Syrien bis nach Ostafrika verfolgen.

Quellgebiet bis zum See Genezareth

Der Jordan wird im Wesentlichen durch die drei Quellflüsse Dan, Banyas und Hazbani gebildet. Die Quellen befinden sich in den Ausläufern des Hermon-Gebirges. Der Dan wird von zwei Quellen gespeist, wobei eine ein hydrologisches Rätsel darstellt: das Wasser entspringt an einem Punkt, der höher liegt, als das Umland!

Alle drei Flüsse vereinen sich im Hule-Tal. Moskitoschwärme und Malaria machten das äußerst fruchtbare Land einst unbewohnbar, sodass man schon 1833 einen Abfluss des Hule-Sees freigesprengt hatte, um die feuchten Flächen zu entwässern. Das Wasser des Sees lief ab, aber die Sümpfe blieben. Erst seit 1934 gelang dem Jüdischen Nationalfonds die Rekultivierung durch Trockenlegung der Sümpfe.

See Genezareth

Das saubere und kalte Quellwasser fließt in den See Genezareth. Er ist der größte Süßwassersee und zugleich das größte Trinkwasserreservoir Israels. Er liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel, ist 8 Kilometer breit und 21 Kilometer lang. In dem bis zu 50 Meter tiefen Wasser tummelt sich eine große Vielfalt an Fischen. Der Petrus-Fisch, eine Buntbarsch-Art, genießt Weltruf, da er nur hier lebt. Das Ufer des Sees und das Hinterland zeichnen sich durch eine einzigartige Fruchtbarkeit aus, die der Geschichtsschreiber Josephus Flavius vor 2000 Jahren so beschrieb: Die Üppigkeit des Bodens erlaubt jede Art von Bepflanzung. Und die Bewohner nützen diesen Vorteil. Der Nussbaum, der mehr als jede andere Baumart eine kühle Witterung liebt, wächst und gedeiht ebenso prächtig wie die Palme, die Hitze braucht. Oder der Feigenbaum, der wie der Ölbaum ein mildes Klima bevorzugt. Man möchte fast glauben, die Natur trage am Kinneret einen Wettstreit aus ...

Am »Yam Kinneret«, wie er auf Hebräisch heißt, erlebt man eine vielfältige Tierwelt: Wildschweine, Sumpfratten, Nattern, Hyänen und mehr als 100 Vogelarten leben im Schilf und den Büschen am Ufer des Sees. Unter den Vögeln, die hier ihre Nistplätze haben, sind auch der Königsfischer, der Bienenfresser, Wildgänse, Störche, Pelikane und Flamingos. Zweimal im Jahr rasten viele Millionen Vögel in der Gegend, um dann nach Europa oder Afrika zu ziehen.

Touristen und Kurgäste finden am See Genezareth ein großes Angebot an touristisch interessanten Orten. Viele biblische Stätten des Neuen Testaments, aber auch die reizvolle Landschaft, laden hier zum Pilgern ein. Mehrere heiße Quellen – zum Beispiel in Tiberias und Hamat Gader – und der infolge der niedrigen Lage höhere atmosphärische Druck machen diese Gegend zu einem viel besuchten Kurort.

Jordantal vom See Genezareth bis zum Toten Meer

Der Jordan schlängelt sich gemächlich vom See Genezareth bis zum Toten Meer. Er legt auf einer Distanz von 250 Kilometern tatsächlich einen Weg von etwa 330 Kilometern zurück.

Je nach Jahreszeit verwandelt er sich vom kleinen Bach zum reißenden Fluss. Auf den ersten 20 Kilometern flussabwärts setzt sich die Fauna und Flora des Sees Genezareth fort. Dann beginnt allmählich die Wüste. Das Wasser wird zunehmend angereichert mit Mineralien und Schlamm. Die infolge der Hitze eintretende Verdunstung und wasserintensive Landwirtschaft entlang der Ufer erhöht die Salzkonzentration des Jordanwassers. Ab etwa der Hälfte seiner Reise ist der Jordan biologisch tot. An den Ufern zeigen sich die steppenähnlichen Berghänge Samarias und Jordaniens.

Das Tote Meer

Am Toten Meer hat das Wasser praktisch die Endstation erreicht. Der am tiefsten gelegene Binnensee der Erde hat keinen Abfluss. Der Salzsee liegt etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel, wobei der Wasserspiegel von Jahr zu Jahr sinkt (seit den 1980er Jahren um jährlich etwa einen Meter). Dies hat zwei Gründe: 75 Prozent des Jordanwassers werden durch umfangreiche Wasserprojekte vonseiten Israels und Jordaniens entnommen. Zudem erzeugt das tropische Klima eine starke Verdunstung. Aufgrund der tiefen geografischen Lage hält sich die Luft hier lange auf und erwärmt sich durch Sonneneinstrahlung und Reibung besonders stark. Das ganze Jahr über herrschen Temperaturen von durchschnittlich 30 Grad Celsius. Kälter als 18 Grad wird es nicht.

Das »Yam Hamelach« (hebr. »Salzmeer«) ist 78 Kilometer lang und 17 Kilometer breit. Im nördlichen tieferen Teil ist das Wasser bis zu 400 Meter tief. Darunter befinden sich Ablagerungen, die über 1000 Meter in die Tiefe reichen. Der südliche Teil des Toten Meers weist nur noch eine Tiefe von wenigen Metern auf. Aufgrund des fallenden Pegels hat es sich inzwischen an der Stelle, an der die Lisan-Halbinsel vom Ostufer in das Tote Meer hineinreicht, geteilt, sodass die Halbinsel heute eine Landbrücke bildet. Die Ufer beider Hälften sind acht Kilometer voneinander entfernt.

Das Wasser im Toten Meer enthält pro Liter 270 Gramm Salz. Es ist damit achtmal »salziger« als gewöhnliches Meerwasser. Zu den hauptsächlich enthaltenen Salzen gehören Magnesiumchlorid, Natriumchlorid (Kochsalz), Kalziumchlorid, Magnesiumbromid und Kalziumsulfat.

Im Toten Meer gedeihen weder Pflanzen noch Tiere. Allerdings hat man vor einigen Jahren gewisse Mikroorganismen entdeckt, denen die höchste in Gewässern auftretende Salzkonzentration wohl nichts anhaben kann. Am Ufer begnügen sich einige Palmen und kleinere Steppengewächse mit dem kargen Boden. Die schwefelhaltigen Thermalquellen am südlichen Westufer werden heute von Bade- und Kurgästen aus aller Welt besucht. In Newe Zohar, En Boqeq, En Gedi und kleineren umliegenden Ansiedlungen werden Heilkuren gegen Hautkrankheiten und rheumatische Beschwerden angeboten.

Zahlreiche Hinweise warnen vor den Gefahren des Toten Meeres: Man sollte das extrem salzige Wasser auf keinen Fall in den Mund oder in die Augen bekommen.

Das Baden im Toten Meer ist eine einzigartige Erfahrung. Wegen des hohen Salzgehalts trägt das Wasser den menschlichen Körper und man kann auf dem Rücken liegend Zeitung lesen. Das Wasser brennt jedoch auch sehr stark in kleinen Wunden oder wenn es in die Augen gelangt. Es ist daher nicht ratsam und sogar gefährlich, den Kopf unter Wasser zu tauchen.

Als etwa zwischen 2350 und 2000 v. Chr. Sodom und Gomorra durch Schwefel und Feuer vernichtet wurden, versanken elf weitere Städte im Salzmeer. Nach 1. Mose 13,10 war dieses Gebiet zuvor fruchtbar. Daran erinnert heute fast nichts mehr. In einer bizarren Salzsäule im Felsmassiv Har Sedom glaubt man, »Lots Frau« (1. Mose 19, 1–29) zu erkennen. Über den Verbleib der untergegangenen Städte gibt es verschiedene Spekulationen: Manche vermuten die Ruinen im südlichen Teil des Toten Meeres, andere gehen davon aus, dass die Überreste durch ein Erdbeben oder einen Erdrutsch spurlos ausgelöscht wurden. Archäologische Kandidaten für Sodom und Gomorra sind die Ausgrabungsstätten Bab edh-Dhra und Numeira in Jordanien, Städte aus der Bronzezeit, in denen Bitumen- und Erdöl-Ablagerungen gefunden wurden. Eine Theorie besagt daher, dass Gaseinschlüsse zur biblischen Brandkatastrophe geführt haben könnten.

Die Bevölkerung am Toten Meer lebt vom Fremdenverkehr und von den Dead Sea Works Ltd. Diese Gesellschaft nutzt das reichste Minerallager der Welt zur Förderung von Tafelsalz, Brom und anderen Salzen. Der sinkende Wasserpegel blockiert die Förderung zunehmend. Deshalb gibt es bereits Pläne, über ein Rohr- und Wasserleitungssystem das Tote Meer mit dem Mittelmeer zu verbinden und so den ursprünglichen Pegel wieder herzustellen. Umweltschutzorganisationen warnen allerdings vor einem solchen massiven Eingriff in die natürlichen Gegebenheiten.

Arava-Wüste

Südlich des Toten Meeres bergaufwärts schlägt die Arava die Brücke zum Roten Meer. Das etwa 200 Kilometer lange Tal zeichnet sich aus durch seine Fruchtbarkeit trotz geringen Niederschlages und hohen Temperaturen: Ein Resultat von hochentwickelten Anbautechniken und künstlicher Bewässerung. Die Arava-Wüste ist keine reine Sandwüste, sondern eher eine Steppe. Die Vegetation besteht im Wesentlichen aus dorrigen Büschen, Akazien, Tamarisken und Palmen. Am Ende des Tales befindet sich wieder auf Meereshöhe das beliebte Ferien- und Badeparadies Eilat am Roten Meer.


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